Elektroautos prägen immer mehr unser Straßenbild. Doch wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur aus? Das untersuchte jüngst die auf den Automotive-Bereich spezialisierte Marktforschungsgesellschaft BBE – mit spannenden Ergebnissen.
Die Lade-Infrastruktur wird besser. In Deutschland gibt es inzwischen mehr als 71.000 öffentliche Ladepunkte. Das geht aus einer Statistik der Bundesnetzagentur vom November 2022 hervor. 11.709 der Ladepunkte sind Schnell-Ladestationen und 59.357 sind Normal-Ladestationen.
Der Bestand ist seit 2020 sprunghaft angewachsen: Damals gab es erst rund 40.000 öffentliche Ladestationen, davon knapp 4.000 Schnell-Ladepunkte.
Wer mit seinem Elektroauto in den Urlaub fahren möchte, kann sich also ziemlich sicher sein, dass er unterwegs immer genügend Stromtankstellen vorfindet, um nicht liegenzubleiben.
Der Europäische Rechnungshof sieht Deutschland in Europa nach den Niederlanden auf Platz zwei der Länder mit den besten Infrastrukturen für E-Autos.
Ein genauerer Blick auf die Regionen offenbart ein West-Ost-Gefälle bei den Ladesäulen. Stehen Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen an der Spitze, hinken Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen beim Ausbau der Lade-Infrastruktur hinterher. Allerdings ist dort auch der Bedarf nicht so hoch, zeigte doch eine frühere Untersuchung, dass auch die Elektroautos im Osten erst mit Verzögerung angenommen werden.
Die Kilowattstunde an normalen Ladestationen kostet bei den derzeitigen Strompreisen (Stand Januar 2023) rund 50 bis 70 Cent; für 100 Kilometer Reichweite kalkulieren Sie rund 15 kWh. Das macht dann Kosten von rund acht Euro auf hundert Kilometer – ganz so günstig ist die Elektromobilität bei den heutigen Preisen also nicht.
377.000 Ladestationen gibt es derzeit in der EU, 70 Prozent davon in den Niederlanden, Deutschland und Frankreich. Osteuropa und Teile von Südeuropa hinken hinterher.
Da ist noch Luft nach oben, nicht nur für die Ost- und Südeuropäer. Die EU hat sich bis 2025 in ihrem Green Deal das Ziel gesetzt, eine Million öffentlicher Ladepunkte in Europa zu schaffen. Und die Industrie fordert gar 6,8 Millionen Ladestationen, um die Klimaziele der EU für 2030 zu erreichen. Die Europäische Kommission will diese Ziele durch hohe Investitionen in die Elektromobilität forcieren.
Wer eine Immobilie besitzt, sei es ein Eigenheim oder ein Mehrfamilienhaus, kann sich eine private Ladestation einrichten, eine sogenannte Wallbox. Bereits im Mai 2021 hat die KfW mehr als 470.000 private Ladestationen gefördert. Normalerweise benötigen Sie dazu einen Starkstromanschluss. Das bedeutet, Sie haben Dreiphasen-Wechselstrom mit 400 Volt.
Hier haben Sie zwei Optionen:
Die Normalausführung mit einer Ladeleistung von 11 kW
Die luxuriösere Variante mit einer Ladeleistung von bis zu 22 kW.
Rein technisch ist es auch möglich, eine Wallbox mit Haushaltsstrom von 230 Volt zu betreiben. Diese haben einen einphasigen Anschluss, eine Stromstärke von 10 bis maximal 20 Ampere und eine Ladeleistung von rund 3,7 kW – und eine ziemlich lange Ladezeit. Eine solche Lösung ist vielleicht für einen Tweezy denkbar, aber für elektrische SUVs der Oberklasse unterdimensioniert.
Wer kann privat seinen Stromer laden?
Wer hat überhaupt die Möglichkeit, privat an seiner Wohnung ein Elektroauto zu laden? Hier sind als erstes die 18 Millionen Haushalte zu nennen, die in Häusern mit maximal zwei Wohneinheiten leben. Diese haben im Schnitt 1,09 PKW. Wenn man das multipliziert, wird deutlich, dass alleine durch die Installation von Wallboxen in diese Häuser 26,8 Millionen Elektroautos mit Strom versorgt werden können.
Die BBE Automotive GmbH ist ein Beratungs- und Marktforschungsinstitut in Köln mit Fokus auf die Automobilbranche. Regelmäßig führt das Unternehmen Markt-, Distributions- und Wettbewerbsanalysen durch, die sämtliche Teilmärkte der Automobilindustrie abdecken.