Zweimal im Jahr ist er fällig, der Reifenwechsel und jedes Mal irgendwie lästig. Entweder man legt selbst Hand an oder bringt den Wagen in die Werkstatt, die oft wochenlang keinen Termin anbieten kann, weil zu den Stoßzeiten im Frühling und Herbst an rund 44 Millionen Autos in Deutschland die Reifen gewechselt werden müssen.
Beides kostet Zeit und Geld und setzt voraus, dass man überhaupt rechtzeitig an den Reifenwechsel denkt. Vielen Autofahrern fällt erst bei sommerlichen Temperaturen auf, dass sie noch auf Winterreifen fahren. Da liegt die Verlockung nahe, sie bis zum Herbst einfach weiterzufahren. Nach dem Motto: Jetzt lohnt es sich sowieso nicht mehr. Aber: Ist das erlaubt? Und wie steht es um die Sicherheit auf der Straße?
Zunächst einmal sind Autofahrer in Deutschland gesetzlich nicht zum sommerlichen Reifenwechsel verpflichtet. Der Gesetzgeber schreibt jedoch eine Profiltiefe von 1,6 Millimetern vor, um sicher voranzukommen, denn das Profil funktioniert vor allem bei Regen wie ein Drainagesystem und kann somit auch Aquaplaning vorbeugen. Liegt die Profiltiefe darunter, kann es bei Polizeikontrollen und auch im Falle eines Unfalls zu Problemen mit der Versicherung kommen. Grundsätzlich wird empfohlen, von Oktober bis Ostern mit speziellen, an die kalte Jahreszeit angepassten Winterreifen und ab Ostern mit Sommerreifen zu fahren.
Immer wieder hört man Empfehlungen, abgefahrene Winterreifen einfach im Sommer weiterzufahren. Das aber kann richtig gefährlich werden. Winterreifen haben bei trockener Fahrbahn ein schlechteres Bremsverhalten als Sommerreifen, was am weicheren Profil der Winter-Pneus liegt. Der ADAC hat in einem Test herausgefunden, dass sich sowohl bei sommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad als auch schon bei frühlingshaften Bedingungen zwischen 10 und 13 Grad die Bremskräfte schlechter auf die Straße übertragen und somit für längere Bremswege sorgen
Sommerreifen sind nicht nur durch den Aufbau ihres Profils an die warme Jahreszeit angepasst, sondern auch die Zusammensetzung des Reifen-Gummis unterscheidet sich grundlegend von Winterreifen. Während Winterreifen durch einen höheren Kautschukanteil weicher sind und somit auch bei Frost elastisch genug sind, um Halt auf der Straße zu bieten, sind sie genau aus diesem Grund im Sommer nicht sicher. Bei höheren Temperaturen wird das Gummi noch weicher und kann zu Instabilität im Fahrverhalten führen. Der Fahrer hat das Gefühl, sein Auto „schwimmt“, besonders dann, wenn das Auto auch noch vollgepackt ist mit Urlaubs-Gepäck und Mitreisenden.
Auch der Blick auf die Tankanzeige spricht gegen das Fahren von Winterreifen im Sommer. Der weichere Winterreifen hat bei höheren Temperaturen einen ähnlichen Effekt wie ein zu geringer Reifendruck: er verformt sich und „walkt“ über die Fahrbahn, was zu einem erhöhten Spritverbrauch führt. Das führt gleichzeitig zu einer Erhitzung und Schädigung des Gummis bis hin zum Gefühl, dass die Reifen „blubbern“.
Es ist nicht empfehlenswert, die Winterreifen im Sommer weiterzufahren, auch wenn die gesetzliche Mindest-Profiltiefe von 1,6 Millimetern gegeben ist. Durch ihre unterschiedliche Gummimischung sind Winter- und Sommerreifen optimal an die jeweiligen saisonalen Bedingungen angepasst. Winterreifen sind nicht für warme Temperaturen geeignet. Sie beeinträchtigen das Fahrverhalten und die Sicherheit und belasten letztendlich auch den Geldbeutel und die Umwelt durch einen höheren Benzinverbrauch.